Realismus im Buch „Unterm
Birnbaum“
Da Bauern und Arbeit als
Protagonisten eingesetzt werden, kann man hier von einem „Bürgerlichen
Realismus“ sprechen. Aber auch angesehenere Personen spielen in der Geschichte
eine Rolle, sodass Bezug auf die Ständeordnung genommen wird. Es werden Themen
aus dem Alltag aufgegriffen. Die Erzählung klingt realistisch und plausibel,
sodass sie tatsächlich stattgefunden haben könnte. Die Sprache der Figuren ist
einfach und dialektal gefärbt. Typisch für die Epoche wird die Wirklichkeit auf
der einen Seite detailliert dargestellt, während sie andererseits symbolische
Bedeutung trägt, indem sich in der Schilderung des Hauses das Verhältnis der
Protagonisten widerspiegelt.
„[…] Und nun klapperte der Wagen nach rechts hin
den Fahrweg hinunter, erst auf das Bauer Orthsche Gehöft samt seiner Windmühle
(womit das Dorf nach der Frankfurter Seite hin abschloss) und dann auf die
weiter draußen am Oderbruchdamm gelegene Ölmühle zu. Hradscheck sah dem Wagen
nach, bis er verschwunden war, und trat nun erst in den Hausflur zurück. Dieser
war breit und tief und teilte sich in zwei Hälften, die durch ein paar
Holzsäulen und zwei dazwischen angespannte Hängematten voneinander getrennt
waren. Nur in der Mitte hatte man einen Durchgang gelassen. An dem Vorflur lag
nach rechts hin das Wohnzimmer, zu dem eine Stufe hinaufführte, nach links hin
aber der Laden, in den man durch ein großes, fast die halbe Wand einnehmendes
Schiebefenster hineinsehen konnte. Früher war hier die Verkaufsstelle gewesen,
bis sich die zum Vornehmtun geneigte Frau Hradscheck das Herumtrampeln auf
ihrem Flur verbeten und auf Durchbruch einer richtigen Ladentür, also von der
Straße her, gedrungen hatte. Seitdem zeigte dieser Vorflur eine gewisse
Herrschaftlichkeit, während der nach dem Garten hinausführende Hinterflur ganz
dem Geschäft gehörte. Säcke, Zitronen und Apfelsinenkisten standen hier an der
einen Wand entlang, während an der
andern übereinander geschichtete Fässer lagen, Ölfässer, deren stattliche Reihe
nur durch eine zum Keller hinunterführende Falltür unterbrochen war. Ein
sorglich vorgelegter Keil hielt nach rechts und links hin die Fässer in
Ordnung, sodass die untere Reihe durch den Druck der oben aufliegenden nicht
ins Rollen kommen konnte. […]„
S.3-4
Der Flur im Haus der Familie
Hradscheck wird detailliert beschrieben und der Leser bekommt damit einen
genauen Einblick in ihr Leben. Auffällig ist, dass der Flur in zwei Hälften
geteilt ist – Vorflur und Hinterflur – und durch zwei angespannte Hängematten
getrennt. Der Vorflur wirkt ordentlich und sauber, was das Leben und die
Einstellung von Frau Ursel Hradscheck widerspiegelt. In Wirklichkeit aber stellt
der hintere Bereich eine bessere Verbindung zum Leben der Eheleute dar. In
diesem Teil liegen Fässer und Kästen (Ölfässer, Zitronen- und Apfelsinenkästen)
ungeordnet. Die Beziehung der beiden ist „mehr Schein als Sein“. Ursel H.
erhofft sich mehr als nur das bürgerliche Leben und möchte einen besseren
Lebensstandard genießen, wohingegen Abel Hradscheck mit seinen Lebensumständen
zufrieden ist. Der hintere Teil des Flures steht für Abels Arbeitsalltag und
steht im Kontrast zur vorderen Hälfte, in der sich Vornehmtun manifestiert.
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