Montag, 13. April 2015

Kriminalroman oder eher nicht?!



„Unterm Birnbaum“ – Ein klassischer Kriminalroman?!


Kriminalromane sind doch alle ähnlich. Ein Mord, ein Toter. Ein Detektiv, der vor einem großen Rätsel steht. Dann, eine plötzliche Wendung, ein Fehler von Seiten des Täters, und die Sache kommt ins Rollen. Nach und nach kann der Detektiv Einzelheiten über die Tat herausfinden, bis er genug Beweise hat, um den Mörder schlussendlich zu überführen. Spannend müssen sie sein, sodass man als Leser mit dem Detektiv mitfiebern kann, und möglichst lange soll unklar bleiben, wer denn der Täter war. Überraschende Wendungen sind dabei sehr wichtig, um den Leser am Ball zu halten.

Bei Theodor Fontanes Werk „Unterm Birnbaum“ dagegen sucht man nach einem Detektiv in der Rolle des Protagonisten lange. Denn hier steht der Täter im Vordergrund, nicht etwa die Tat selbst. Vielmehr wird ein Psychogramm des Töters erstellt, der Roman gibt Einsicht in sein Seelenleben, in Gefühle und Gedanken, vor, während und nach der Tat. So erfährt man, dass Hradscheck mit seiner Schuld scheinbar recht gut umzugehen vermag, letztendlich jedoch trotzdem von Unsicherheit und Aberglauben verfolgt wird, bis er selbstverschuldet für seine Tat mit dem Tod bezahlt, während seine Frau von ihrem Gewissen geplagt erkrankt und schließlich stirbt, unfähig, das Geschehene zu verarbeiten und mit der Schuld umzugehen. Somit zeigt „Unterm Birnbaum“ sehr gut, wie das Verbrechen die einzelnen Charaktere bewegt und verändert, es begleitet den psychologischen Prozess der handelnden Personen.

Von Anfang an bestehen wenig Zweifel daran, wer der Mörder ist und was geschehen ist, denn schon in den ersten Seiten des Romans lassen sich Anspielungen auf das spätere Geschehen finden. So wird zum Beispiel das keilförmige Holzbrett, welches Hradscheck letztendlich zum Verhängnis wird, gleich zu Beginn erwähnt und beschrieben.

Wir kommen zu dem Schluss, dass „Unterm Birnbaum“ also kein reiner, klassischer Kriminalroman ist, was auch gar nicht die Intention des Autors war. Fontanes Ziel war es vielmehr, die psychologischen Vorgänge und Gepflogenheiten der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts zu beleuchten und zu analysieren, und anhand dessen Kritik an dieser Gesellschaft zu üben.

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