Dingsymbol Birnbaum
Der Birnbaum spielt in der
Novelle „Unterm Birnbaum“ von Theodor Fontane eine bedeutende Rolle.
Es handelt sich um einen
Malvesier-Birnenbaum, der mittig in Hradscheks Garten steht. Im Verlauf der
Handlung taucht er als Symbol immer wieder auf. Am wichtigsten ist der Fund des
Franzosen im Wurzelwerk des Baumes. Durch diesen Fund ergibt sich Hradscheks
Lösung der finanziellen Probleme, wodurch der Birnbaum zum zentralen
Schlüsselobjekt der Novelle wird und einen Segen für Abel darstellt. Ebenso
kann Hradschek sein Ansehen im Dorf wiederherstellen und wird freigesprochen.
Danach werden die Früchte der Malvesier-Birne auch „Franzosenbirnen“ genannt.
Es stellt sich die Frage, warum
Fontane einen Birnbaum als Dingsymbol verwendet. An dieser Stelle kann eine
Parallele zu seinem Gedicht „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ gezogen
werden. In diesem besitzt ein alter Mann ebenfalls solch einen im Garten. Er
beschenkt die Kinder des Dorfes täglich mit frischen Birnen. Sein Sohn jedoch
sieht in diesem Handeln keinen Sinn und der Alte sieht diese Tradition in
Gefahr. Darum veranlasst er, sich bei seinem Tode eine Birne mit ins Grab legen
zu lassen. Daraufhin steht mehrere Jahre später an dieser Stelle ein ebenso
prächtiger Birnbaum, von welchem sich die Kinder des Dorfes Birnen holen können
und er ebenso als Segen fungiert.
Festzustellen ist, dass auch
unter diesem Baum eine Leiche vergraben ist, wie der Franzose in Hradscheks
Garten. Der Birnbaum im Havelland existiere wirklich und sein Stamm wird bis
heute in einer Kirche aufbewahrt.
Bei beiden Werken stellt der
Birnbaum den Wendepunkt des Geschehens dar. In der Novelle kommt es anfangs
scheinbar zur Lösung der finanziellen Notlage, jedoch treibt er Hradschek und
seine Frau gleichzeitig in die Verzweiflung und den Tod. Der Handlungsumsturz
des Gedichtes ist die Erkennung der bösen Absichten seines Sohnes, wodurch
zunächst ein dramatisches Ende zu erwarten ist, als jedoch der Birnbaum über dem
Grab des Alten zu wachsen beginnt, dreht sich das Geschehen zu einem guten
Ende.
Der Unterschied besteht darin,
dass er das Gedicht in eine positive Richtung lenkt und es in der Novelle zum
Gegenteil kommt. Somit verwendet er den Birnbaum als Hilfsmittel, wobei es von Fontane
abhängig ist, auf welche Weise er ihn benutzt.
Daher lässt sich annehmen, dass
Fontane von dieser Geschichte inspiriert war und sie wahren Begebenheiten
beruht. Um seine Novelle spannend zu
gestalten, baut er um den Birnbaum eine Kriminalgeschichte auf. Diese wirkt vor
allem realistisch, weil jeder einen Bezug zu einem Birnenbaum herstellen kann
und es vor allem früher der Fall war, dass fast jeder einen auf seinem
Grundstück hatte, egal aus welcher Schicht er stammt.